Gelmer-Chronik

Ursprung und Entwicklung des Stadtteils Gelmer mit den Bauernschaften Gittrup, Overeskenhoek und Fuestrup

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Rektoratskirche und Pastorat Gelmer (Kohlezeichnung um 1902)

Die folgende Chronik wurde uns freundlicherweise von Herrn Ludger Altenhövel zur Verfügung gestellt: Die Aussage, dass die bäuerlichen Ursprungsbesiedlungen, d. h. Bauernschaften, ihrer Herkunft nach älter sind als manche Großstädte, kann heute dank der Rettungsgrabungen des Westf. Landesmuseums für Vor- und Frühgeschichte auch im hiesigen Raum belegt werden.

Unter Rettungsgrabungen versteht man die Freilegung von bäuerlichen Kulturflächen an den Rändern von Wasserläufen, hier insbesondere in der Uremsrinne auf den Emsterrassen.

Diese Grabungen werden überall dort vollzogen, wo die Oberfläche durch Bodennutzung und Entsandung unwiederbringlich verloren geht. Durch das vorsichtige Entfernen des Ackerbodens (Humusschicht), welche durch Jahrtausendalte Bewirtschaftung entstanden ist, wird der Ursprung der Bewirtschaftung des Bodens wieder freigelegt.

Durch zahlreiche Bronzefunde sowie Funde von Grabanlagen weiß man, daß dieser Raum bereits um etwa 23000 v. Chr. von sesshaften Jägern und Sammlern besiedelt war. Diese Funde belegen die Epochen von der Zeit der Hirtennomaden bis zum Neolitikum, etwa 3000 v. Chr., der Zeit der sächsischen Siedlungen etwa 800 n. Chr. bis hin zu den Flakstellungen aus dem 2. Weltkrieg. Diese Funde sind größtenteils auch ausgestellt im Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte. Sie sind dort in einer eigenen Truhe mit Funden aus Gittrup untergebracht.

Diese ersten Besiedlungen sind eigentlich überall dort nachzuweisen, wo an hoch und trocken gelegenen Flussufern der warme und trockene Boden den sesshaft gewordenen Jägern und Sammlern die Gelegenheit gab, mit primitiven Mitteln Ackerbau zu betreiben. Gleichzeitig fanden sie in den Flüssen reiche Fischnahrung, während in den weiter von den Flussufern zurückliegenden Urlandschaften, sei es Wald oder Heide, für den nötigen Lebensunterhalt gesorgt und mit den damals primitiven Mitteln dem Wild nachgestellt werden konnte.

Aufgrund der gleichen geographischen Lage des Ortsteils Gelmer wie die der Bauernschaften Gittrup, Fuestrup und Overeskenhock kann man davon ausgehen, dass auch hier, wenn es zu Rettungsgrabungen kommen sollte, ähnliche Funde gemacht werden könnten. Fest steht jedenfalls, dass die hoch und trocken gelegene Emsaue innerhalb der Uremsrinne der Ursprung der ersten Besiedlung in diesem Raum gewesen ist.

Im Rahmen der archäologischen Bodenkmalpflege wurden in den Jahren 1980-84 in MS-Gittrup in einer Sandgrube auf der Niederterrasse der Ems u. a. die Spuren mehrerer frühmittelalterlicher Hofplätze ausgegraben. Einer dieser Hofplätze wurde in unmittelbarer Nähe des Grabungsgeländes nach den Befunden originaltreu rekonstruiert. Er soll den Besuchern ein lebensnahes Bild eines solchen sächsischen Bauernhofes aus dem 6.-8. Jahrhundert vermitteln. Dabei ist daran gedacht, die während der laufenden Ausgrabungen dokumentierten Quellen, wie etwa die Grundrisse verschiedener Häuser im Vergleich mit den rekonstruierten Gebäuden, auch für einen Laien verständlich zu machen. Das Wohnhaus hat im Grundriß eine etwa schiffsförmige Gestalt. Das in die Erde eingetiefte Grubenhaus diente handwerklichen Tätigkeiten; hier insbesondere der Textilherstellung, worauf Funde von Standspuren stehender Webstühle sowie tönerne Webgewichte und Spinnwirtel hinweisen. Die Siedlungen legte man vorzugsweise auf hochwasserfreien flussnahen Terrassen an. In Gittrup konnte ein zeitgleicher Weg nachgewiesen werden, der durch eine heute nicht mehr vorhandene Emsfurt führte. Das Vieh weidete vermutlich in den feuchten Flußauen. Die hochwasserfreien Terrassenflächen im Bereich der Höfe wurden ackerbaulich genutzt. Dieser Ackerbau erfolgte zunächst mit einem Haken, in späterer Zeit mit dem Streichbrettpflug. In Bodenproben konnten auch Reste verschiedener Kulturpflanzen (Getreide, Öl- und Faserpflanzen wie z. B. Roggen, Hafer, Gerste, Emmer-Weizen, Leindotter, Flachs) sowie Reste von Heilpflanzen und Ackerkräutern festgestellt werden. Ein großer Teil der Pflanzen wurde experimentell im Bereich des rekonstruierten Hofplatzes angebaut. Dieses Anbauexperiment soll das Gesamtbild im frühen Mittelalter abrunden.

Aufgrund der Einbeziehung dieser Flächen in eine Wasserschutzzone ist diese Hofstätte hier abgetragen und in Greven-Rentrup wieder aufgestellt worden. Aber nicht nur durch Bodenfunde, sondern auch durch sprachliche Überlieferung und durch die Sprachforschung kann man nachweisen, dass die Bauernschaftsnamen in ihrer Entstehung der sächsischen Zeit oder sogar früher zuzuordnen sind. Dies ist besonders typisch für Namen von Hofgruppen, die bereits im Jahre 1000 nachweislich urkundlich erwähnt werden. Es sind dies insbesondere die Bauernschaftsnamen mit den Endsilben -ithi, -fort, -prop oder -torp (lat. turba = schar). Dies gilt insbesondere für Gelmer = Galmari, Gittrup = Gethelingtorpe, Fuestrup = Fugesestrop, Wattendrup = Weppentorpe.
Auch der Name Overeskenhoek ist ebenfalls dieser Zeit zuzuordnen, es heißt übersetzt Hohes Eschland im Winkel/Ecke.

Insbesondere in der Zeit bis zur Missionierung des Münsterlandes, etwa Ende des 8. Jahrhunderts durch den Frankenkönig Karl den Großen, bestanden solche Ansiedlungen immer in Nachbarschaften oder in Großfamilien (Sippen). Dies war schon aus Schutzgründen notwendig. Etwa um diese Zeit entstand auch die in unserer Nähe gelegene Wallburg Haskenau. Sie ist heute noch eines der ältesten erhaltenen Bodendenkmäler in Westfalen.

Erst nach der Missionierung entstanden unter dem Schutz der Kirchen-Adeligen und Großgrundherren die Einzelhöfe. Nach den Bestimmungen der von Karl dem Großen wahrscheinlich um 782 erlassenen „Capitulatio de Partibus Saxoniae“ mußte jede neugegründete Kirche zur wirtschaftlichen Sicherung mit 1-2 Bauernhöfen ausgestattet werden. So gelangten die Kirchen in den Besitz zahlreicher Bauernhöfe und Grundstücke. Andererseits erfüllten sie so auch vielfach die Aufgaben der heutigen Sozialämter.

Lehnsherren unserer bäuerlichen Vorfahren waren somit das Stift St. Mauritz, das Stift Freckenhorst, das Domkapitel sowie die Pfarreien St. Lamberti und Überwasser. Außerdem besaß der Fürst Salm Salm zu Horstmar einigen Grundbesitz in Gelmer. Aus Unterlagen des Hofes Witte ist ersichtlich, dass noch um 1845 die letzten Lehen den Fürsten Salm Salm zu Horstmar gezahlt wurden. Eine andere sehr interessante Urkunde, im Besitz des Bauern Anton Klostermann-Schraeder, auf Leder geschrieben aus dem Jahre 1578, belegt den Ursprung des Hofes. Der zusammengefasste Text der Urkunde lautet wie folgt: „Dechant senior und Capitel des Collegiatstiftes St. Mauritz bekunden ihre Zustimmung zu einer Grundschuld von 20 Goldgulden, lastend auf ihrem Erbmeierhof Schroer zu Gelmer. Für das Darlehen ist jährlich am Vorabend des Dreikönigsfestes ein Gulden als Zins zu zahlen.“
Natürlich war nur nutzbares Ackerland im Eigentum verschiedener Institutionen oder Personen.

Der größte Teil der Fläche war jedoch Allgemein-Eigentum, sogenanntes Almendeland. Dazu gehörten hauptsächlich die Flächen, die aufgrund ihrer mageren Bodenbeschaffenheit Heideflächen waren und auch als Waldflächen kein Nutzholz oder Laubwald hervorbrachten. Erst im Jahre 1810 wurden die letzten in der Gemeinde St. Mauritz gelegenen Almendeflächen durch einen Rezess an die dort ansässigen Bauern aufgeteilt. Diese Allgemeinflächen oder Almende wurden schon damals durch sogen. Markgenossenschaften verwaltet. Sie entschieden darüber, wer diese Flächen nutzen durfte entweder durch das Stechen von Plaggen oder durch das Abweiden von Vieh.

Die Fläche, in der nur Hornvieh geweidet werden durfte, wurde auch so bezeichnet, deshalb heute noch der Name Hornheide. Auch an alten Straßenführungen läßt sich ablesen, welches Land Privatbesitz und welches Land Allgemein-Besitz war. So ist auf den Karten der Hessenweg, der bis zum Schiffahrter Damm durch Almendeflächen ging, als schnurgerade Linie zu erkennen, weil man sich bei der Führung dieser Straße nicht nach verschiedenen Eigentumsrechten zu richten brauchte. Demgegenüber ist die Straßenführung z. B. des Schiffahrter Damms den Eigentumsverhältnissen und auch den Bedürfnissen der jeweiligen Hofesstellen angepasst. Der Name des Hessenweges hat natürlich mit den Hessen nichts zu tun, sondern leitet sich ab aus dem altdeutschen Namen Horsweg, d. h. Pferdeweg. Ebenso hat die Bezeichnung Schiffahrter Damm mit der Schiffahrt auf dem Kanal nichts zu tun. Diese Straßenbezeichnung hat ihren Namen durch die Aufschüttung dieser Straße in der Uremsrinne, weil es dort naß war, in Form eines Dammes und mit der Überquerung der Ems mit einem Fährschiff. Der bereits etwa um 1000 erwähnte Name einer Hofstelle Skiphorst später Schippmann, heute Muesmann, deutet darauf hin, daß hier eine wichtige Furt über der Ems war.

Spätestens Anfang des 16. Jahrhunderts errichtete man eine Holzbrücke über der Ems. Als durch Kriegswirren diese Brücke 1644 zerstört wurde, sollte sie 1652 neugebaut werden. Doch dieses wurde nicht verwirklicht. Die Flußüberquerung wurde daraufhin weiterhin mittels einer Fähre aufrechterhalten. Weil dieser Fährdienst auch eine Einnahmequelle für den Betreiber war, wurde dieser Fährdienst verpachtet. Letzter Pächter war Anfang des 19. Jahrhunderts der Gastwirt Joanning. Der Fährbetrieb wurde 1822 eingestellt, als man eine neue Emsbrücke aus Holz errichtete.

An der Stelle, an der der Schiffahrter Damm die Stadtlandwehr durchquerte und durch einen Schlagbaum gesperrt war, übte das münstersche Domkapitel das Zollrecht aus. Derjenige, der diesen Baum bediente, trug den Namen „de Boomer“. Weil es sich um einen Schlagbaum der Stadt handelte, bekam die Hofesstelle dort den Namen Stadtbäumer.
An dieser Stelle ist heute noch die Landwehr in ihrer ursprünglichen Form und zwar mit zwei Wellen und drei Gräben erhalten.

Die Bauernschaften Gelmer, Gittrup und Overeskenhock waren von jeher Teil des Kirchspiels St. Mauritz. Dem Kirchspiel stand ein Kirchspielsvogt vor. Diesem Vogt unterstanden die sogen. Kirchspielsführer. Sie waren zuständig für öffentliche Dienste usw. Kirchspielvorsteher war 1664 in Gelmer „der Oldewulff“, außerdem der Bauer Schwarte und in Gittrup der Bauer Wältermann. Sie waren für die Erhebung der Schatzungen zuständig. Schatzungen waren Abgaben, die pro Kopf erhoben wurden und nicht mit Lehen zu verwechseln sind. Bereits um 1400 wird das 1. Schatzungsregister geführt, welches im Staatsarchiv einzusehen ist. In diesem Register werden Hofesstellen in Gelmer hauptsächlich mit der Namensendung „ink“ genannt. Aus diesem Grund sind auch die Straßen in unserem Ortsteil jeweils nach den ursprünglichen Namen der früheren Grundeigentümer benannt. Da diese Flächen damals auch noch Heideflächen waren, ist die Endung „Heide“ jeweils hinzugefügt worden.

Ebenfalls wurden etwa um 1970 in den Bauernschaften jeweilige Bauernschaftsrichter ernannt. Für Gelmer war dies seinerzeit der Bauer Alfert. Wichtige Aufgaben hatten die Kirchspielvorsteher als Steuereintreiber zu erfüllen. Aus diesen Aufgaben heraus ist auch die Zusatzbezeichnung Schulte (Schultheis) zu erklären. Diese Schatzungen bzw. Steuern wurden ursprünglich durch die Landstände von Fall zu Fall erhoben. Die regelmäßige Besteuerung begann aber erst etwa um 1538 mit der Einführung der „Kerspelschattinge“.
Das Kirchspiel wurde dabei mit einer festen Summe veranlagt. Aus dem Jahr 1664 liegen für die Bauernschaft Gelmer folgende Steuerlasten vor: 42 Reichtaler, 154 Schilling.
Bei einer Hausschatzung im Jahre 1680 zahlten 24 Höfe und Kotten in Gelmer 34 Reichstaler und 63 Schilling. Da in Gittrup aber nur 6, in Gelmer 10 und in Overeskenhoek 5 Höfe mit entsprechenden Kotten vorhanden waren, muß man davon ausgehen, daß unter Gelmer auch Teile der Bauernschaft Kemper mit den Höfen Stadtbäumer, Große Kleimann, Lütke Kleimann und Heitmann gemeint sind.  2 Steuerpflichtigen war die Steuer wegen Armut erlassen. Dies war meistens dann, wenn ein Hof abgebrannt war. Die Bemerkung in der Steuerliste Wüst und Pauper weist darauf hin.

Neben den Steuern waren den Bewohnern des Kirchspiels St. Mauritz auch Hand-und Spanndienste auferlegt. So hatten die Bauern für die Befestigungsanlagen der Stadt Münster wie auch 1657 bei der Belagerung durch Bischof Bernhard von Galen Laufgräben und Geschützstellungen zu legen. Das geistliche Fürstentum Münster wurde etwa um 1800 aufgehoben.

Bei der Schaffung der Provinz Westfalen errichtete man neben den Regierungsbezirken Arnsberg und Minden auch den Regierungsbezirk Münster. Der östliche Teil einschließlich Münster wurde von den Preußen in Besitz genommen und in vier Landkreise aufgeteilt. Diese Landkreise waren in Ämter unterteilt. Zum Landkreis Münster gehörte auch das Amt St. Mauritz, aufgrund der damals eingerichteten Ämterverfassung. Die einzelnen Gemeinden dieses Amtes waren Hiltrup, Amelsbüren, Handorf und die Gemeinde St. Mauritz, die fast identisch mit dem früheren Kirchspiel St. Mauritz waren.
Zu dieser Gemeinde gehörte damals auch noch das in der französischen Zeit zugeteilte Kirchspiel Gimbte, das aber erst 1821 an das Amt Greven abgetreten wurde.
Gittrup, Gelmer, Sudmühle, Kemper, Laer und Werse verloren ihre Eigenständigkeit mit der Eingemeindung in die Stadt Münster im Jahre 1975.

1782 wurde eine Schulordnung zur Verbesserung des Unterrichtswesens im Hochstift Münster erlassen. Sie sah vor, die allgemeine Schulpflicht vom 5. oder 6. bis zum 14. Lebensjahr einzuführen. Unterrichtung im Schreiben, Lesen, Rechnen, christlicher Moral, Sitten- und Glaubenslehre. Da die Kinder aus der Bauernschaft Gelmer die Stiftsschule in St. Mauritz besuchen mussten, bedeutete das für sie einen sehr weiten Schulweg. Man bemühte sich, die Kinder aus dem Bereich Gittrup in der Schule des Nachbarkirchspiels Gimbte unterrichten zu lassen. Obwohl im allgemeinen derartige Abwanderungen von den zuständigen Schulen nicht gestattet waren und auch von den Lehrern wegen Verlustes an Schulgeld bekämpft wurden, wurde in diesem Fall wegen der ungewöhnlich weiten und schlechten Wege eine Ausnahme gemacht.

Von den 54 Schülern und Schülerinnen, die die Schule in Gimbte besuchten, kamen etwa 19 aus Gelmer. Etwa 1863 gestattete man den Gelmeraner Bürgern, eine eigene Bauernschaftsschule zu errichten. Bevor es zu dieser Genehmigung kam, hatte man bereits 1780 durch eigene Initiative eine Lehrerin engagiert. Sie erteilte Unterricht im Speicher des Hofes Witte. Die Kosten für diese Lehrerin mussten von den Eltern der Schüler bezahlt werden. Sie betrugen im Jahre 1862 z. B. für ein Jahr 60 Taler für 14 Familien, die insgesamt 21 Schulkinder hatten. Dieses Provisorium wurde 1864 durch einen Anbau an die im Jahre 1863 erbaute Kapelle beendet. Aus diesen Daten geht hervor, dass vor dieser Zeit auch die Gläubigen zur Kirche nach St. Mauritz mussten. Dies stellte besonders für die Kinder, die zum Kommunionsunterricht den weiten Weg zu Fuß zurücklegen mussten, eine besondere Härte dar.

Auch dieser Missstand wurde durch Eigeninitiative der Bauern beseitigt, indem der Bauer Stadtbäumer um 1854 unmittelbar an seinem Hof an der Westseite des Schiffahrter Damms aus eigenen Mitteln eine Kapelle errichtete. Sie wurde deshalb dort errichtet, weil die Kinder dann nur noch eine halbe Wegestrecke zurücklegen mußten, während der unterrichtende Priester von St. Mauritz ihnen entgegenkam. Durch die Errichtung einer Kirche und Schule in der Bauernschaft Gelmer entwickelte sich diese Bauernschaft naturgemäß stärker als die damals fast gleich großen Bauernschaften Overeskenhoek und Gittrup. In diese Zeit fallen auch die Vereinsgründungen.

Erst um 1800 etwa wurden in Gelmer einschließlich der Bauernschaften die Hausnummern eingeführt. Nicht etwa nach dem Alter der Höfe, sondern generell von Norden nach Süden. Man begann in Gittrup mit den Hausnummern 1-6 und endete im südlichen Teil der Bauernschaft mit den Höfen Große Kleimann Nr. 39 und Lütke Kleimann Nr. 40. Da beide Höfe diesseits des Edelbaches lagen, gehörten sie noch zur Bauernschaft Gelmer. Der Edelbach bildete westlich des Schiffahrter Dammes die Grenze zum Stadtgebiet, während er östlich die Grenze zur Bauernschaft Kemper darstellte. So gehörten die Höfe Stadtbäumer und Hovestadt seit jeher zu Gelmer. Aus dieser damals fortlaufenden Numerierung konnte man auch erkennen, welche Ansiedlungen nach 1800 erfolgten. Dies waren in der Regel alle Häuser mit der Nr. über 40.

Wichtige Ereignisse in der Geschichte unseres Ortsteils sind natürlich auch die Anlage der städtischen Rieselfelder um 1900 sowie der Bau des Dortmund-Ems-Kanals. Fertiggestellt im Jahre 1899. Durch die dadurch angebotenen Arbeitsplätze wurde der Ortsteil Gelmer immer mehr zu einem beliebten Siedlungsort. Auch die beiden Weltkriege gingen nicht spurlos an Gelmer vorüber. Das vor einigen Jahren in dem ehemaligen Turm unserer Pfarrkirche fertiggestellte Ehrenmal erinnert an die in diesen Kriegen Gefallenen und mahnt zu Frieden und Freiheit.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Weichen von den damals politisch Verantwortlichen so gestellt, dass aufgrund von Bebauungsplänen eine weitere Siedlungstätigkeit ermöglicht wurde. Hauptgrund dieser Entscheidung war die Einsicht dass die Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge unbedingt am Ort erhalten bleiben mussten. Dazu zählt insbesondere die Pfarrkirche, der Kindergarten und die Grundschule. Durch einen ausgeprägten Sinn für eine gute Gemeinschaft in unserem Ort und Dank vieler Eigeninitiativen können wir heute auf die Entwicklung unseres Stadtteils mit Genugtuung und ein wenig Stolz zurückblicken. Dies ist aber nur möglich, wenn die Bürger neben dem notwendigen Eigeninteresse auch die Gemeinschaftsanliegen tatkräftig mit unterstützen. Dazu gehört auch die Unterstützung der Traditionsvereine in unserem Ort. Es wäre wünschenswert, wenn auch diese Chronik dazu beitragen könnte.

Quellen:
Katasteramt der Stadt Münster
Staatsarchiv Münster
Werner Dobelmann, Münster, St. Mauritz
„Ursprung und Werdegang eines Stadtgebietes und seines Vorlandes“
Rettungsgrabungen der Bodendenkmalspflege Westfalen 1973-78
Westf. Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte
Landschaftsverband Westfalen.